Ascona

In Ascona fand Moeschinger ab Januar 1956 eine klimatisch, kulturell und menschlich ganz neue Umgebung vor. Das Hotel Tamaro, das ihm der Komponist Wladimir Vogel empfohlen hatte, wurde ihm dank des Hoteliers und Kunstfreundes Dr.Paul Witzig und dessen Frau Clara für viele Jahre zu einer Heimat. Bald ergaben sich interessante Begegnungen und neue Bekanntschaften, vor allem mit Künstlern.

Moeschinger in Ascona
Die Hoteliers Clara und Dr. Paul Witzig
Der neue Wohnort: Albergo Tamaro in Ascona
Am Schreibtisch in seinem Hotelzimmer im «Tamaro»
Das Musikzimmer im Tamaro, «Keimzelle» der Settimane musicali di Ascona. Hier bot Dr. Witzig während und nach dem 2. Weltkrieg bekannten, in der Schweiz festgehaltenen Musikern Gelegenheit zu Konzerten

Auch in seinem Schaffen zeichnete sich ein neuer Aufbruch ab. Wohl wissend um den Anachronismus seines Vorhabens, übernahm er - auf ganz persönliche Weise - die Dodekaphonie als Gestaltungsmittel für seine Werke, eine Entwicklung, die sich bereits in Saas Fee angedeutet hatte. Er schuf nun vorwiegend Kompositionen für grosses Orchester, zumeist als Auftragswerke, Kammermusik für verschiedenste Besetzungen.

Nach der Uraufführung des «Concert pour ballerine, saxophone et orchestre de chambre» in Boswil am 12. Juli 1969 mit Angelina Reid (Tanz), Edmond Cohanier (Sax.), Urs Schneider (Leitung)

Moeschinger übernahm von Paul Sacher den Auftrag, neue Kompositionen von meist jüngeren, noch wenig bekannten Autoren zu beurteilen. Diese Arbeit kostete viel Zeit und geistige Kraft, aber sie interessierte ihn und bedeutete ihm Anregung und Bereicherung.
Auf andere Weise anregend wirkten häufige Reisen und kurze Aufenthalte im benachbarten Oberitalien; sie bedeuteten auch Linderung für Moeschingers fortwährende körperliche Beschwerden.

Der Dirigent Paul Sacher setzte sich seit 1930 für Moeschinger ein mit Aufträgen und Uraufführungen seiner Werke. Er schätzte aber auch Moeschingers ausgezeichnete Werkanalysen und -kommentare und übergab ihm schon in Saas Fee, vor allem aber in Ascona immer wieder Kompositionen meist jüngerer, noch unbekannter Autoren zur Beurteilung. Dieser Lektoratsdienst nahm einen beträchtlichen Umfang an - im Jahr 1957 z.B. kommentierte Moeschinger etwas über 100 Werke.

1970 änderten sich die Verhältnisse im Tamaro, und Moeschinger musste eine neue Unterkunft suchen. Durch mehrere Wohnungswechsel in den folgenden Jahren wurde Moeschingers Leben mühevoller; auch seine geschwächte Sehkraft machte ihm zu schaffen. Trotzdem entstanden auch in diesen Jahren zahlreiche neue Werke.

Werke aus dieser Zeit