Bern II

1928 entschloss sich Moeschinger, der ihm lästig gewordenen Caféhausmusiziererei valet zu sagen. Sie hatte ihm zwar seit vier Jahren materielle Sicherheit, aber keinen Raum für schöpferische Tätigkeit gewährt. Eine Flut von Kompositionen brach nun hervor: Zahlreiche Lieder, Werke für Männerchor, Klavierstücke, Kammermusik und erstmals auch Orchesterwerke.

Der Komponist an der Arbeit ...
...und nach der Aufführung eines seiner Werke - hier mit Hermann Müller, Leiter des Berner Kammerorchesters (Mitte)

Moeschinger wurde in kurzer Zeit zu einem vielgenannten und -aufgeführten Komponisten, für welchen sich bekannte Interpreten und Dirigenten einsetzten.

An Einfällen fehlte es dem jungen Komponisten nicht, im Gegenteil, es «flogen ihm die Ideen in schier bedrohender Weise zu. Sie zu bändigen und der Gestaltung zuzuführen empfand Moeschinger oft als fast unerträgliche Belastung seines Gemüts.» (Hans Oesch)

Die wirtschaftliche Krisensituation der dreissigerJahre erschwerte auch das materielle Fortkommen der Künstler. Der Einzelgänger Moeschinger wohnte in einem möblierten Zimmer und schlug sich mit privatem Klavier- und Theorieunterricht, als Begleiter an Liederabenden und am Radio, mit gelegentlichen Diensten als Korrepetitor und als Konzertkritiker für Tageszeitungen durch. Ein kleines Startkapital vom Vater, die gelegentliche Unterstützung von Gönnern und Freunden, aber auch einzelne Kompositionsaufträge erleichterten ein wenig seine Situation. Erst 1937 erhielt er eine erste feste Anstellung als Lehrer am Konservatorium Bern; es sollte seine einzige bleiben.

Werke aus dieser Zeit